Kartoffeln

Als Betrieb in der Rheinebene haben wir uns auf den Anbau von Kartoffeln spezialisiert. Dies bietet sich in Lampertheim besonders an, da die nacheiszeitlichen Ablagerungen in Waldnähe einen geringen Torfgehalt aufweisen und somit ideal für den Anbau von Kartoffeln sind. Dabei gehört die Kartoffel zur Familie der Nachtschattengewächse und versorgt euren Körper mit reichlich Vitamin C sowie Vitamin B. In geringen Mengen versorgt die Kartoffel euren Körper auch mit Eiweiß. Der erdige Geschmack von Kartoffeln wird durch Isopropyl-3-methoxyprazin hervorgerufen. Für den Geschmack von gebackenen Kartoffeln sind Derivate von Pyrazin verantwortlich.

Weltweit gibt es über 7000 Kartoffelsorten. Die vielen Kartoffelsorten wurden aufgrund der geographisch weit auseinander liegenden Anbaugebiete sowie der vielen verschiedenen Verwendungszwecke gezüchtet. Wichtig für die Unterscheidung von Kartoffelsorten sind dabei die Kocheigenschaften von Kartoffeln sowie der Reifezeitpunkt.

Kocheigenschaften:

Dabei empfehlen wir euch

  • festkochende Kartoffeln (Kochtyp: A und A-B) für Bratkartoffeln, Gratins und leckere Kartoffelsalate
  • vorwiegend festkochende Kartoffeln (Kochtyp B-A und B) für Salz- und Pellkartoffeln sowie Suppen. Vorwiegend festkochende Kartoffeln eignen sich aber auch für Bratkartoffeln
  • für Kartoffelbrei und Eintöpfe empfehlen wir euch hingegen mehlig kochende Kartoffeln (Kochtyp C, D).

Reifezeitpunkt:

Damit wir euch über einen langen Zeitraum Kartoffeln aus heimischem Anbau anbieten können, sind die unterschiedlichen Reifezeitpunkte von Kartoffeln entscheidend.

  • frühreife Kartoffeln haben eine Vegetationsperiode von 90-110 Tagen und legen bereits früh Anlagen für die Knollen an. Dabei reduziert sich zwar der Ertrag sowie der Stärkegehalt der Kartoffeln, dafür können wir euch bereits im Juni die ersten erntefrischen Frühkartoffeln anbieten.
  • mittelfrühe Kartoffeln haben eine Vegetationsperiode von 120-140 Tagen
  • die mittelfrüh-späten Kartoffeln haben eine Vegetationsperiode von 140-160 Tagen und werden bis in den November hinein geerntet.

Registriert sind Kartoffelsorten beim Bundessortenamt in Hannover und unterliegen einem dreißigjährigen Sortenschutz. Dadurch müssen wir für manche Sorten Lizenzgebühren an den Schutzrechtsinhaber zahlen. Wenn dieser Sortenschutz ausläuft, passiert es leider häufig, dass die Sorten vom Markt genommen werden und auch etablierte Kartoffelsorten vom Markt verschwinden.

Lagerung:

Für die Lagerung empfehlen wir euch frische Kartoffeln im Keller zu lagern. Dies verzögert die Keimbildung sowie die Bildung von unerwünschtem Solanin, was in großen Mengen die gesundheitlich positive Wirkung der Kartoffel verschlechtern würde. Auch bleiben die Kartoffeln im kühlen Keller länger knackfrisch und werden nicht welk. In professionellen Kartoffellagern werden  Kartoffeln außerdem zusätzlich belüftet und die Temperatur ständig überwacht. So werden Kartoffellager bei kalten Außentemperaturen im Winter beheizt oder bei heißen Temperaturen im Sommer gekühlt.

Ein paar besondere Kartoffelsorten

Puikula

für Feinschmecker

Besonders geeignet für die Feinschmecker wird bei Billaus die Mandelkartoffel, auch Puikula genannt, angebaut. Diese stammt aus Lappland und zeichnet sich besonders durch ihren feinen, leicht nussigen Geschmack aus.

Geschmack:
Sehr fein - leicht nussig
Kochtyp:
Vorwiegend festkochend
Fruchtfleisch:
Gelbfleischig
Form:
Kleine mandelförmige längliche bis runde Kartoffel
Ernte
mittelfrüh
Empfohlen als:
Bratkartoffeln, Gratin, Kartoffelsalat, Pellkartoffeln, Salzkartoffeln, Spargelgerichte, wilde Kartoffeln
Bleue de la manche

Bleue de la manche

für Individualisten:

Für alle die einen Akzent in ihren liebevoll zubereiteten Tellergerichten setzen wollen, ist die Bleue de la manche genau die richtige Knolle. Mit ihrer violetten Farbe, hinterlässt sie in jeder Speise einen bleibenden Eindruck. Abgerundet wird dies durch ihre Eignung zum Tournieren (Figuren schnitzen) . Ihren Weg nach Europa fand die Kartoffelsorte Bleue de la manche bereits im 16. Jahrhundert und zählt trotz ihrer lila Farbe zu den Ur-Kartoffelsorten.

Kochtyp:
festkochend
Fruchtfleisch:
Lila, marmoriert mit weißer Umrandung
Form:
Ovale bis runde Form.
Ernte:
Ende August
Geeignet für:
hausgemachte  Bratkartoffeln und Salate

Cheyenne

für Genießer

Für Genießer die ihre Kartoffeln am liebsten gebraten essen, empfiehlt sich die Kartoffelsorte Cheyenne,eine junge Züchtung aus der Bretagne Frankreich. Hierbei glänzt die Kartoffel Cheyenne durch ihren sehr aromatischen Geschmack und behält aufgrund ihrer festkochenden Kocheigenschaften Ihre Form beim Braten oder im Kartoffelsalat.

Geschmack:
Aromatisch, intensiver Kartoffelgeschmack
Kochtyp:
Festkochend
Fleisch:
Gelbfleischig>/dd>
Form:
Länglich oval
Erntezeit:
Mittelfrüh
Eignet sich für:
Bratkartoffeln, Kartoffelsalat, Ofenkartoffeln, Pellkartoffeln, Salzkartoffeln, wilde Kartoffeln

Rote Emmalie

Was hat die Kartoffel Rote Emmalie und die Himbeere gemeinsam? Den Stoff Athocyan. Dieser ist bei beiden verantwortlich für die rote Farbe und verwandelt jede Speise in einen wahren Hingucker. Dabei glänzt die Rote Emmalie mit einem feinen intensiv aromatischem Geschmack. Aufgrund ihrer ökologischen Herkunft räumte die Rote Emmalie 2018 den Preis: “Kartoffel des Jahres” ab. Gezüchtet wurde die Rote Emmalie vom bekannten deutschen Kartoffelzüchter Karsten Ellenberg.

Geschmack:
Feiner intensiv aromatischer Geschmack
Kochtyp:
Festkochend
Fleisch:
Rotfleischig
Form:
Länglich oval
Erntezeit:
Früh
Empfohlen als:
Gratin, Pellkartoffeln, Salzkartoffeln, wilde Kartoffeln

Anbau:

Um Kartoffeln erfolgreich anbauen zu können, benötigen diese eine dauerhafte Bodentemperatur von über 8′C.  Um euch Kartoffeln bereits im Juni anbieten zu können, müssen diese bereits früh gepflanzt werden. Hierbei besteht die Gefahr, dass bei späten Nachtfrösten die Bodentemperatur unter 8°C Grad fällt. Genau deshalb werden Kartoffeln bei uns bereits im Dezember in Lagen in Kisten gestapelt und können  bis zur Aussaat vorkeimen. Erstrebenswert ist hierbei eine Keimlänge von 15-20mm. Gelegt werden Kartoffeln entweder per Hand, was bei vorgekeimten Frühkartoffeln erforderlich ist, oder sie werden mit einem Vollautomaten automatisch in einer Tiefe von 8-10cm in der Erde ablegt. In Deutschland ist ein Reihenabstand von 75 cm üblich. Der Abstand     

in den Reihen variiert je nach Bestandsdichte zwischen 25 cm und 40 cm. So kommen auf einen Hektar zwischen 40.000 und 45.000 Kartoffelpflanzen.

Ca. 14 Tage nach der Ablage der Kartoffeln werden die Dämme mit einem Dammformblech geformt. Bei Frühkartoffeln ist es nötig, das Kraut zu mindern. Das stoppt die Photosynthese, das Kraut wird welk und die Kartoffel wird schalenfest. Geerntet wird bei uns mit Bunkerrodern der Firma Grimme. Dieser nimmt eine Reihe von Kartoffeln auf, über ein Schüttelband wird überschüssige Erde abgeschüttelt und Arbeiter sortieren Steine, bereits grün verfärbte Kartoffeln oder verformte Kartoffeln aus. Ist der Bunker des Roders voll, wird umgeladen und ihr erhaltet entweder bei uns im Hofladen erntefrische Kartoffeln oder die Kartoffeln werden bei der RVVB Beindersheim verpackt oder die Kartoffeln werden an Verarbeiter wie Intersnack ausgeliefert.

Wie die Kartoffel nach Europa kam

Die Kartoffel wurde bereits vor 8000 Jahren von den andinen Völkern Süd-Amerikas domestiziert. Hier wurde die Kartoffel vom westlichen Venezuela bis zu den chilenischen Inseln im Süden angebaut. In der Chibcha Sprache wurde die Kartoffel iouza oder iomui genannt. Noch heute wachsen die meisten der über 3000 Kartoffelsorten nur in den Anden. Es ist bisher nicht geklärt, wann und wie die Kartoffel nach Europa kam. Als sicher gilt, dass die Kartoffel auf Ihrem Weg nach Europa auf den Kanarischen Inseln einen Zwischenstopp einlegte. Zusammen mit anderen Südfrüchten wurde die Kartoffel 1567 in Fässern von Gran Canaria nach Antwerpen verschifft. Kaum in Europa angekommen, zeigte sich, wie wichtig die Züchtung und weiter Entwicklung von Kulturpflanzen ist. Denn die ersten Knollen waren in Europa vom Wuchs deutlich kleiner als in den Anden. Dies lag an den geänderten klimatischen Bedingungen. Von einer unterschätzten Zierpflanze entwickelte sich die Kartoffel bald zum Grundnahrungsmittel. So bringt die Kartoffel einen deutlich besseren Ertrag, kann im Gegensatz zum Korn direkt zubereitet werden und bietet einen besseren Nährwert als der verbreitete Weizen. Ferdinand III soll einer der ersten gewesen sein, der Kartoffeln in Deutschland anbaute. Im großen Still wurde die Kartoffel 1716 in Sachsen angebaut. Im Braunschweiger Land wurde die Kartoffel von heimkehrenden Truppen verbreitet. 1738 wurde die Kartoffel in Preußen angebaut. Nachdem Friedrich II kurz nach der Besteigung des Throns einer schweren Hungersnot gegenüber, verhalf Friedrich II auch liebevoll der "alte Fritz" genannt, der Kartoffel zum endgültigen Durchbruch. So erließ er 1756 den sogenannten Kartoffelbefehl, in dem er seine Bauern anwies, wo immer es geht, Kartoffeln anzubauen.

Bis zum Anbruch des 19. Jahrhunderts sicherte die Kartoffel für viele die Grundversorgung mit Nahrungsmitteln. Dann kam zuerst die Krautfäule und etwas später der Kartoffelkäfer nach Europa.

Qualität ist unsere Stärke

Gerade weil Marita, die gute Seele unseres Hauses, ihren Kindern und Enkelkindern gerne mal in der Küche einen Gaumenschmaus zaubert und dabei auf unsere Gesundheit besonderen Wert legt, verzichten wir wo immer es geht auf jede Art von Pflanzenschutzmitteln. Genau deshalb bauen wir unsere Kartoffeln, unseren Spargel und unsere Erdbeeren nach den Regeln des integrierten Anbaus sowie der guten fachlichen Praxis an. Dazu gehört zum Beispiel eine reichhaltige Fruchtfolge. Hierbei werden auf einem Feld regelmäßig unterschiedliche Erzeugnisse angebaut. Dies erreichen wir dadurch, dass wir regelmäßig unsere Felder mit Berufskollegen, die andere Erzeugnisse wie die ebenfalls in Lampertheim angebauten Bohnen und den für Gebäck meist in Form von Mehl verwendeten Weizen, tauschen. So werden Kartoffeln nur alle 3 Jahre auf dem gleichen Feld angebaut. Trotzdem gefährden Schädlinge unsere Ernte und ohne unser Eingreifen würden Schädlinge zum Beispiel der Kartoffelkäfer oder die Krautfäule (Phytophthora) ganze Ernten vernichten.

Krautfäule (Phytophthora infestans)

Die Krautfäule ist ein Pilz, der besonders in feuchten Erntejahren unsere Kartoffelpflanzen befällt und regelmäßig Ernteausfälle in einer Größenordnung von mehr als 20% verursacht. Erste Symptome sind dunkelbraune Verfärbungen am Rand der Blätter und sie verbreitet sich bei nassem Wetter und starker Taubildung sehr stark. Die Unterseite der Blätter der Kartoffelpflanze ist bald von einem Pilzrasen, der an Schimmel erinnert, bedeckt. An den Rändern bilden sich Sporenbehälter (Sporangien). Diese setzen ihre Sporen bei Nässe frei. Mithilfe eines Keimschlauchs dringen diese dann in die Pflanze ein. Über Wunden, interzellulare Öffnungen und Keimanlagen befällt der Pilz auch bald die Knollen und macht diese ungenießbar. Bereits eine einzige Knolle reicht, um die Krankheit in einem Kartoffelbestand auszulösen. Die Phytophthora kam 1843 mit Handelsschiffen von Nordamerika nach Flandern und löste bald in Irland eine große Hungersnot aus.  

Der Kartoffelkäfer

Zweifelsohne, der Kartoffelkäfer weckt in seinem Nadelstreifenanzug Sympathien und gehört wahrscheinlich zu einer der schönsten Käferarten. Der Kartoffelkäfer kommt ursprünglich aus Zentralmexiko und wurde später in großen Populationen in Colorado entdeckt, weshalb er auch Colorado-Kartoffelkäfer heißt. 1877 wurde der Kartoffelkäfer das erste Mal in Liverpool und Rotterdam entdeckt. Aber auch in Müllheim am Rhein und in Schildau bei Torgau wurden Exemplare gesichtet. Von hier aus startete er seine Schadenstournee. Hierbei hatte er erstmal freie Bahn. Denn der Kartoffelkäfer hat in Europa aufgrund seines auffälligen Erscheinungsbildes keine natürlichen Feinde. Das tat er sogar so erfolgreich, dass er Teil der Propaganda im Zweiten Weltkrieg wurde. Seine Leibspeise sind seit eh und je Nachtschattengewächse. So legt er seine Eier auf die Unterseite der Blätter der Kartoffelpflanze. nach 3-12 Tagen schlüpfen die Larven und fressen die Pflanze ganz karl. Nach 2 bis 4 Wochen lassen diese sich zu Boden fallen, verpuppen sich und ungefähr zwei Wochen später schlüpft ein neuer Kartoffelkäfer, der noch eine Woche im Boden bleibt und danach beginnt, sich zu vermehren. Ein Weibchen zeugt 2500 Nachkommen. Nun kann man sich vorstellen, dass man mit einer Lese von Hand gegen diese Flut von Nachkommen nicht ankommt und sich anders behelfen muss. Auch ist es im Sommer bei 30 Grad keine angenehme Arbeit Kartoffelkäfer zu sammeln.