Knoblauch

Knoblauchanbau in Deutschland – Aus der Region für die Region

Im Zuge steigender Bedeutung von regionaler Produktion stellt sich die Frage, ob Knoblauch nicht vermehrt in deutschen Anbaugebieten wirtschaftlich anzubauen wäre. Der Anbau in Deutschland beschränkt sich auf wenige süddeutsche Lagen und im Osten des Landes, vor allem im Großraum Nürnberg ist bekannt die Bezeichnung „Knoblauchsland“. Importiert wurden knapp 18.000 Tonnen (2009). China ist Hauptlieferant mit ca. 5.300 t (2009). In China werden übrigens 75% der Welt-Knoblauchernte produziert (über 12 Mio. Tonnen) . Die wichtigsten Lieferländer innerhalb der EU sind Spanien (4.745 t), Frankreich (1.937 t) und Italien (1.829 t). Aus Argentinien kamen 2.325 Tonnen. Unser Nachbarland Frankreich erzeugt ca. 23.000 t Knoblauch, ca. 64 % im Südwesten des Landes („Ail Rose de Lautrec), 24 % im Südosten und 14 % im Elsass. Der Anbau im Elsass lässt den Schluss zu, dass auch in süddeutschen Lagen Knoblauchanbau möglich und sinnvoll ist.

Wie die Zwiebel ein Liliengewächs

Knoblauch („Allium sativum“) gehört zur botanischen Familie der Liliengewächse und ist eine sehr alte Kulturpflanze. Die Knolle sitzt anders als bei der Zwiebel im Erdreich verborgen und besteht aus bis zu 12 einzelnen „Zehen“. Die Pflanze wird bis zu 80 cm hoch und hat flache, breite bläulichgrüne Blätter. Die Fähigkeit zur generativen Vermehrung über Samen hat der Knoblauch verloren. Entweder wird kein runder Blütenstiel gebildet (sogenannte „Softneck-Sorten“) oder es wächst eine kugelige Scheindolde an einem Blütenstiel heran, aus deren Blüten sich kleine Brutzwiebelchen bilden („Hardneck-Sorten“), hauptsächlich bei den „roten“ Sorten. Diese Brutzwiebeln sind genetisch identisch mit den Mutterknollen, entsprechen also Klonen, wie bei der Kartoffel oder Ableger bei den Erdbeeren und sind keine genetische Neukombination.

Knoblauch ist gesund

Sein Ursprung liegt in Südwest-Asien. Schon die Völker der Antike (Sumerer, Babylonier, Griechen, Römer) kannten ihn sowohl als Genuss- und Würzmittel, als auch als Heilmittel. Knoblauch und Zwiebel waren das meistgegessene Gemüse der Pyramidenbauer in Ägypten und diente zur Entlohnung der Arbeiten!

Genießer schätzen nicht nur die getrocknete Zehe, sondern auch das frische, aromatische, lauchähnliche Laub. Wichtigster Inhaltsstoff des Knoblauch ist das Allizin (0,3%), das beim Zerkleinern oder Pressen aus einer geruchlosen Vorstufe gebildet wird. Allizin zerfällt bei Vorhandensein von Wasser oder Luftsauerstoff zu diversen Schwefelhaltigen Verbindungen. Allizin hat hohe antibiotische Wirksamkeit: die Wirkung von 1 mg Allizin soll der von 0,01 mg Penizillin entsprechen. Louis Pasteur setzte deshalb bereits 1858 Knoblauchsaft bei Verwundungen ein!
In einem Satz: die Knollen verfügen über antibakterielle und leichte antivirale Fähigkeiten.

Knoblauchpräparate sind heute wichtige Produkte in der medizinischen Phytotherapie: sie verbessern die Fließeigenschaften des Blutes, wirken Blutdrucksenkend, gegen Arteriosklerose, Schlaganfall und gegen koronare Herzkrankheiten. Knoblauchinhaltsstoffe sollen auch günstig für die Krebsvorbeuge sein!

100 g Knoblauch enthalten

  • 6,1 g Eiweiß
  • 0,1 g Fett
  • 28,4 g Kohlenhydrate
  • 139 kcal Energie
  • sowie Mineralstoffe und Vitamine (insbesondere Vitamin B).

Bevorzugt „guten Boden“, ansonsten „anspruchslos“

Besonders gut gedeiht Knoblauch auf mittelschweren, durchlässigen Boden (lehmiger Sand bis sandiger Lehm) mit gutem Wasserspeichervermögen. Die pH-Werte sollten zwischen 6,8 und 7,2 liegen. Die besten Erträge werden auf fruchtbaren Böden auf wärmeren, sonnigen Standorten erzielt. Knoblauch gilt als winterhart, doch können Barfröste ohne schützende Schneedecke zu Ausfällen führen. Eine Anbaupause von mindestens 4 Jahren zu allen Zwiebelgewächsen sollte eingehalten werden. Knoblauch wird am besten im Herbst gepflanzt, je nach Lage zwischen Anfang Oktober und Ende November, ansonsten zeitig im Frühjahr bei Befahrbarkeit der Böden. Die Herbstpflanzung bringt meist höhere Erträge. Das Pflanzgut sollte möglichst virusfrei und frei von Nematoden sein. Gepflanzt wird die einzelne Zehe. Grössere Zehen sind als Pflanzmaterial am besten. Zuvor müssen die Knollen von Hand oder Spezialmaschinen aufgebrochen werden. Die Einzelzehen sind dann umgehend auszupflanzen, nach einer Fungizid Behandlung. Soll Pflanzgut bis ins Frühjahr gelagert werden, sind die Mutterknollen erst im Frühjahr zu öffnen. Die Anpflanzung im Frühjar sollte zwischen März und April stattfinden, obwohl die Knollen dann nicht so gut auswachsen, werden wir aber eine gute Grünknoblauch-Ernte, vor Ende Juni erreichen können.

Die Ablage der Zehen erfolgt in 3-7 cm Tiefe und 8-12 cm in Einzel, Doppel oder Mehrfachreihen (25-45 cm) (Beetanbau) mit umgebauten Pflanzmaschinen (z. B. Erdbeerpflanzgerät mit Fallrohr im Schar und Zudeckrolle) oder speziellen Legemaschinen. Daraus ergeben sich Pflanzdichten von 30-40 Pflanzen/m². Dies entspricht einem Pflanzgutbedarf von 2.500-3.000 (=10-12 kg) Zehen/100 m² bei einem durchschnittlichen Zehengewicht von 4 g. An Erntegewicht kann man 80 bis 100 kg/100 m² erzielen. Wenn wir in grösseren Mengen anpflanzen wollen sollten wir schon mit 1.200Kg/Hektar Pflanzgut rechnen, die Ausbeute wird im Durchschnitt 1:10 sein.
Und falls möglich, pflanzen (stecken) Sie immer die Zehen mit der Spitze nach oben!
Schwefelhaltigen Dünger verwenden!

Es wird empfohlen, ca. 70-120 kg Stickstoff, 50 kg P2O5 und 150 kg K2O als Patentkali (enthält 50 kg MgO) zu düngen. Patentkali enthält sulfatisches Kalium und Magnesium, wodurch die Gehalte an etherischen Ölen und Schwefelverbindungen erhöht werden. Ca. 50 % der Nährstoffe verbleiben mit den Ernteresten auf dem Feld und können zur Folgekultur angerechnet werden. Knoblauch ist übrigens eine sehr gute Vorfrucht zu Erdbeeren, da die Erntereste „bodenhygienisch“ wirken. In Lagen mit Vorsommertrockenheit bringt Zusatzberegnung erhebliche Ertragssicherheit!

Auf unkrautfreien Boden achten!

Knoblauch hat eine geringe Konkurrenzkraft gegenüber Unkräutern, sollte daher auf Böden ohne hohen Unkrautdruck stehen. Mechanische Unkrautbekämpfung mit Striegel-, Finger- und Sternhacke ist möglich, es sind auch Vor- und Nachauflaufherbizide zugelassen und werden gut vertragen. Im ökologischen Anbau muss und kann auf diese verzichtet werden. Eine Spätverunkrautung sollte vermieden werden und kann durch Handhacke beseitigt werden. Bei „Hardneck-Sorten“ sollte nach Erscheinen der Brutzwiebel-Scheinblüte diese durch Abschneiden entfernt werden, damit die Knollen dicker werden. Dieses Verfahren sollte nur, kurz eine Woche, vor dem ernten durchgeführt werden.

Knoblauch ist robust!

Generell gilt Knoblauch als wenig schädlings- und krankheitsanfällig. An tierischen Schädlingen können auftreten: Zwiebelthripse, Lauchminierfliege, Zwiebelhähnchen und die Knoblauchfliege, welche nur im Winter gepflanzten Knoblauch befällt, sowie Nematoden und Drahtwürmer. Die Schädlinge führen allerdings in der Regel kaum zu größeren Ertragsausfällen. Es existieren Zulassungen für den kontrolliert intergierten Anbau.

Das größte Problem ist der im Pflanzgut bereits latent vorhandene Virusbefall mit verschiedenen Viren. Diese führen zu Vergilbungen und Wuchsdepressionen und können Ertragseinbußen verursachen. Es sollte möglichst virusfreies Pflanzgut verwendet werden aus einem Pilzliche Krankheitserreger befallen die Pflanzen besonders in nassen Jahren. Der Pilz Helminthosporium allii“ verursacht die Knoblauchschwärze an den Zehen, Bortytis befällt Knoblauch vor allem auf dem Lager. Vereinzelt kann Zwiebelrost (Puccinia allii) auftreten, ebenso der falsche Zwiebelmehltau (Peronospora destructor). Auch Fusarium oxysporum kann Knoblauch infizieren und die Zwiebelbasalfäule verursachen. Fusariumbefall lässt sich am besten über eine weite Fruchtfolge und gute Bodenstruktur vorbeugen. An bakteriellen Fäulen kann Erwinia carotovora „Nassfäule“ verursachen. Es existieren verschiedene Zulassungen, da der Knoblauch bei richtiger Stellung in der Fruchtfolge sehr anspruchslos ist und sich daher für den Bioanbau eignet, kann auch im integriert kontrollierten Anbau oft auf Fungizide verzichtet werden.

Nutzung als Schlotten- Grün- oder Trockenzwiebel

Schon im Mai lässt sich Knoblauch als „Schlottenknoblauch“ vermarkten. Die Zwiebeln dürfen nicht viel dicker sein als der Blattstengel. Die Schlotten werden gebündelt und gewaschen. Die Vermarktung ist über Gemüsehandel oder Feinkostläden zu organisieren.
Später kann bei bereits dicker Zwiebel die sogenannte Grünzwiebel geerntet werden. Die Zwiebel sollte mindestens 5 cm Durchmesser haben, die Zehen sollten allerdings noch nicht sichtbar sein! Ein grüner Stiel von bis zu 7 cm Länge darf an der Zwiebel verbleiben, exakt geschnitten. Die Wurzel ist zu entfernen, die Zwiebel zu waschen. Vermarktung in 2,5 kg Kartons oder über den spezialisierten Großhandel. Ernte Ende Mai bis Mitte Juni.
Als Trockenzwiebel wird der Knoblauch ab Ende Juni bis spätestens Anfang Juli geerntet (je nach Lage und Sorte). Als Anzeichen für die Reife gilt das Trocknen und Absterben der Laubspitzen und die Verfärbung der oberen Blätter. Eine pünktliche Ernte ist wichtig, da bei zu später Ernte die Hüllblätter fleckig werden und von den Zehen gesprengt werden können. Diese offenen Knollen sind aus optischen Gründen nicht zu vermarkten. „Der günstigste Erntezeitpunkt ist erreicht, wenn das obere Drittel des Laubes abgestorben ist und sich die Zehen unter der Zwiebelhaut bereits deutlich abzeichnen.“ [DACHLER [&] PELZMANN 1999]
Am besten wird maschinell unterfahren (Schwingsiebroder, Bärtschi) und mit Hand aufgesammelt. Bei gutem Wetter kann man den Knoblauch auch 1 bis 2 Tage auf dem Feld nachtrocknen lassen. Das Laub wird abgeschnitten und die Knollen in Vorkeimkisten 2 bis maximal 3 Lagen hoch geschichtet. Diese Kisten eignen sich wegen der guten Durchlüftung für das weitere Abtrocknen, das „Nachreifen“ und zur Langzeitlagerung. Bei feuchten Bedingungen, empfiehlt es sich, die Kisten unter Dach auseinanderzustellen, oder mit Luft nachzutrocknen (wie bei der Speisezwiebel üblich). Rumänische Mitarbeiter fertigen oft auch dekorative Zöpfe an, dann muss das Laub aber an der Zwiebel verbleiben.

Sorten oder besser Herkünfte?

Da der Knoblauch, wenn überhaupt, nur unfruchtbare Blütenstände ausbildet, wird er bisher nur vegetativ, das heißt über Zehen oder Brutzwiebeln vermehrt. Die vielen regionalen Herkünfte sind keine Sorten im Sinne der Pflanzenzüchtung, sondern durch Mutationen und einfache Auslese entstanden. Da Knoblauch jedoch eine uralte Kulturpflanze ist, unterscheiden sich die Herkünfte („Sorten“) doch beträchtlich. Zunächst gibt es Sorten mit weißer Schale und solche mit roter, bei zahlreichen Übergängen. Zwei alte deutsche Landsorten sind „Thüringer“ und „Echo“. Verbreiteter sind die französischen Sorten aus dem Elsass „Thermidrome“, „Mesidrome“ und „Terradore“. Die spanische Firma Planasa bietet 4 Sorten an: „Gardos“, „Garpek“ (beide rot) „Garcua“ und „Gardacho“ (beide weiß), welche bereits seit 2006 in Österreich (Artner) und seit 2010 in Süddeutschland (Billau) erfolgreich getestet und angebaut wurden. Haupteigenschaft der spanischen Sorten: Robustheit, feste, geschlossene Zwiebeln und guter Ertrag.